Mettenhof

Mettenhof ist ein Stadtteil Kiels mit bummelig 20000 Einwohnern auf 280 ha Land (Zahlen von 97, gefunden auf kiel.de). Seinen Namen verdankt dieser Stadtteil einem der Höfe, die hier früher mal ansässig waren (geklaut von den IMHO sehr schönen Seiten von mettenhof.de, dort steht auch die ausführliche Geschichte von Mettenhof).

In diesem Stadtteil gibt es sehr viele Hochhäuser bzw höhere Häuser (> 5 Etagen), allen voran der „Weisse Riese“ mit 22 (bewohnten) Etagen. Der vielen Hochhäuser wegen wird dieser Stadtteil auch gern mal „Manhattanhof“ genannt. Und es ist tatsächlich von einigen Punkten aus ein imposanter Anblick.

In den Augen der meisten Kieler ist Mettenhof schlicht „Slum“ (ok, nicht wirklich, aber dieser Stadtteil genießt in der Tat einen sehr schlechten Ruf). Auch ich hatte ernsthafte Bedenken, hierher zu ziehen. Wir haben uns ursprünglich nach nem Haus umgesehen. Aber das war alles entweder für uns unbezahlbar oder schlicht „Schrott“ (teilweise auch beides). Also haben wir nach ner Eigentumswohnung Ausschau gehalten. Aber auch da war recht viel Teuer/Schrott dabei. Die Krönung war eine Wohnung in der Wik, die mit um die 80 qm so 240kDM kosten sollte. Laut Inserat „neu renoviert“. Tja, nix renoviert. Uns wurde angeboten: Entweder Ihr renoviert selbst und zahlt entsprechend weniger oder wir renovieren für den Preis. Das ist soweit auch ok. Was aber nicht ok war, war der Keller von ca 20 qm. 1. völlig vollgemüllt (ja, wirklich, ein Wunder, das uns nicht die Ratten entgegenkamen…) und 2. absolut feucht (obwohl laut Maklerin die gesamte Bausubstanz auf Vordermann gebracht wurde)(da wären uns dann die Ratten eher entgegengeschwommen… ;-)) ). Die Feuchtigkeit war auch noch in der Wohnung stellenweise zu spüren. Und für sowas dann richtig Geld hinzublättern…

Aber zu dem Zeitpunkt war ich noch der Meinung: Mettenhof? NIE!

Naja, 1. kommts anders und 2. als man denkt.

Durch Freunde sind wir an unsere jetzige Wohnung gekommen. Und das war fast „Liebe auf den 1.Blick“.
Zum einen ein einfach genialer Grundriß, zum anderen auch ein in beiden Richtungen ansprechender* Ausblick. Und hell ists hier (haben vorher im Erdgeschoß gewohnt, da mußten wir selbst im Sommer bereits um 4 das Licht anschalten). Hier gibts jedemenge Grün um uns herum. Nur n paar Minuten zu Fuß ins Domänental oder zum Heidenberger Teich. Jede Menge Federvieh und Kleinsäuger (Karnickel latürnich und auch jede Menge Eichhörner, ich vermute, es gibt noch anderes, hab ich aber noch nicht gesehen.). Und Fledermäuse! Ja, wirklich. In der Dämmerung kann man sie vor unseren Fenster vorbeisausen sehen. Es war auch ein „Aha“-Erlebnis, die fliegenden Genossen mal von „oben“ zu betrachten.

Ausserdem nur 5 Minuten zum Bus, wenig mehr zum Einkaufszentrum und zur Post/Bank/Apotheke/Frisör/ was_immer_der_Mensch_sonst_noch_so_braucht. Klar hat diese Gegend auch so Schattenseiten. Zum Beispiel werd ich mein Lebtag nicht begreifen, was irgendwelche Leute dazu treibt, Wände und Türen vollzuschmieren. Wenns wenigstens irgendwelche amüsante/dumme/kluge Sprüche wären oder witzige Malereien, die zumindest ansatzweise das Wort „Kunst“ verdienen. Aber einfach nur Rumklecksen. *Seufz* Auch Leute, die Ihren Müll einfach so wegwerfen/stehenlassen oder die des Zerstörens willen Autos demolieren und Fenster einwerfen oder Mülltonnen abfackeln hats hier genug. Hab mir aber von informierten Leuten sagen lassen, daß es in anderen, durchaus „besseren“ Stadtteilen heutzutage ebenfalls mehr als genug asoziale menschliche Katastrophen gibt.

Ob ich, wenn ich Kinder hätte, diese allerdings hier zur Schule schicken würde, weiß ich offen gestanden nicht. Ich vermute fast, nein. Allerdings hab ich mir die hiesigen Schulen noch nicht angesehen und tue diesen eventuell unrecht.
Noch mal zur Wohnung. Das mit dem genialen Grundriß hab ich schon erwähnt. Das sie sehr günstig war, noch nicht. Verrat ich jetzt auch nicht 😉 Wir wohnen in einem typischen (?) Betonbau. Das hat Vorteile, das hat Nachteil. Ein Nachteil ist die relative Hellhörigkeit. Das Mädel unter uns hört, seit unserem Einzug, immerzu „Kelly Family“. Mal abgesehen davon, das das garantiert nicht meine Lieblingsmusik ist, könnte die Dame sich mal ne andere Scheibe zulegen… 😉 Ein weiterer Nachteil ist, das man zum Bild-an-die-Wand-bringen ständig mindestens n Bohrhammer braucht 🙁 Das hat aber auch Vorteile: zum Einen muß man nicht fürchten, daß das Regal, das mittlerweile 5 Meter Bücher trägt, irgendwann von der Wand fällt, weil der Dübel nicht mehr hält, zum Anderen braucht man nicht zu fürchten, mit jedem Bild dem Nachbarn etwas näher zu kommen, weil nicht nur der Putz von der Wand bröselt, sondern selbige sich in Wohlgefallen (oder eher nicht) auflöst.

Unter dem Strich gesehen wohne ich gern hier. Mit allem Freud und Leid.

Bea
 

*Wenn ich mir so andere Wohngegenden ansehe: Da ist auf der einen Seite eine Häuserzeile, auf der anderen Seite eine Häuserzeile, mittendrin eine mehr oder weniger befahrende Straße von n paar Metern und man guckt sich gegenseitig quasi auf den Teller… :-(( Oder man hängt Gardinen vor die Fenster (ich hasse Gardinen…) Ich mag freien Ausblick.
Dazu dann Hinterhöfe, die bestenfalls das Prädikat „unansehnlich“ verdienen. (OK, es gibt natürlich auch sehr schöne Hinterhöfe, aber das ist längst nicht die Regel!)

** Das obige ist aus dem Jahr 2000. Heute, 2021, hat sich einiges verändert. Wenn auch leider nicht alles. So habe ich die letzten Jahre weniger Graffiti gesehen. Aber evtl bemerke ich das auch nicht mehr. Das mit dem Müll ist aber immer noch so. Grün ists hier immer noch.

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